Bild2Zum ersten Mal fanden in Kiew „Informationstage über die Projekte des Bilateralen Kooperationsprogramms (BKP) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in der Ukraine“ statt.

Vom 04.-06.12.2017 konnten sich Experten aus dem Agrar- und Ernährungsbereich, Medienvertreter und die breite Öffentlichkeit über die laufenden Projekte und deren Aktivitäten 2017 informieren und sich in die Gestaltung der zukünftigen Projektaktivitäten einbringen.

Bei der Eröffnungsveranstaltung am 04.12.2017 erhielten die Teilnehmer einen Überblick über die gegenwärtig fünf Projekte des BKP: Agrardemonstrations- und Fortbildungszentrum, Deutsch-Ukrainische Zusammenarbeit im Bereich Ökolandbau, Beratung der Ukraine zu Agrarhandelsfragen, Förderung der beruflichen Ausbildung in landwirtschaftlichen Colleges der Ukraine sowie des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialogs mit den Komponenten „Effektive und transparente Bodenverwaltung“ und „Nach-haltige, multifunktionale Waldnutzung“.

Herr Frank Rittner vom BMEL betonte die Bedeutung des Agrarsektors der Ukraine für den internationalen Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Technik und Betriebsmitteln. „Die Projekte des Bilateralen Kooperationsprogramms leisten in verschiedenen Bereichen wichtige Beiträge zur Gestaltung effektiver Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung des Agrarsektors in der Ukraine. Die Informationstage fördern die Sichtbarkeit und Transparenz unserer Kooperation und geben den Projektbeteiligten neue Impulse.“, sagte Rittner. Frau Svetlana Gyske, zuständige Leiterin für Internationale Projekte im Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine verwies auf die langfristige, kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Fachministerien Deutschlands und der Ukraine sowie den nachgeordneten Einrichtungen. Sie betonte die Flexibilität bei der Bereitstellung deutscher Erfahrungen für die agrarpolitischen Reformvorhaben und die Modernisierung der ukrainischen Landwirtschaft. In der anschließenden Pressekonferenz standen die Projektleiter sowie die Vertreter der beiden Landwirtschaftsministerien den anwesenden Journalisten Rede und Antwort. Ein gut besuchter Agrarempfang in der Deutschen Botschaft, u.a. mit einem Grußwort der stellv. Ministerin des Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, Frau Olga Trofimzewa, rundete den ersten Tag der Informationstage ab.

An den Folgetagen fanden Fachsektionen zu einzelnen Projekten bzw. Themenbereichen des Bilateralen Kooperationsprogramms statt.

Der Leiter der Projektaktivitäten „Entwicklung einer effektiven, transparenten Bodenverwaltung“, Herr Christoph Gilgen von der Bodenverwertungs- und -verwaltung GmbH sowie ukrainische Bodenmarktexperten betonten u.a. die bestehenden Herausforderungen bei der Verwaltung von staatlichen landwirtschaftlichen Flächen sowie bei der zukünftigen schrittweisen, ausgewogenen Entwicklung eines Bodenmarktes in der Ukraine. Die Experten stellten Maßnahmen wie z.B. öffentliche Pachtauktionen vor, welche die Transparenz in den Bodenbeziehungen erhöhen sollen und verwiesen ebenso auf die Bedeutung der Korruptionsprävention, die eine wichtige Aufgabe in allen Bereichen der staatlichen Verwaltung darstellt. Für das kommende Jahr wird die Effizienzsteigerung der ukrainischen Bodenverwaltung, u. a. auch durch die regionale Verteilung der Verantwortlichkeiten, prioritäres Ele-ment im deutschen Beratungsangebot sein.

Projektleiter André Pilling sprach in der Fachsektion des Projekts „Agritrade“ über konkrete Projektmaßnahmen zur Förderung der Erschließung europäischer Exportmärkte für ukrainische Agrarprodukte. Ein wichtiger Schwerpunkt der Diskussion war der Export und das Branding ukrainischer Bioprodukte, für die in der Europäischen Union eine große Nachfrage besteht. Besonders erfolgreich waren 2017 die vom Projekt organisierten Foren für ukrainische und deutsche Wirtschaftspartner, die zur Anbahnung verschiedener Handelsgeschäfte beigetragen haben. In diesem Zusammenhang wurde über die Notwendigkeit der Konzentration der Agrarfachmessen in der Ukraine diskutiert. Die Finanzierung der Agrarexportförderung der Ukraine soll 2018 in Zusammenarbeit mit dem APD auf der Grundlage deutscher Erfahrungen unterstützt werden.

Frau Dr. Maria Bogonos, Leiterin des Schwerpunktes Modellierung des Agrarsektors des APD, stellte das vom Thünen-Institut in der Ressortforschung des BMEL entwickelte Modell AGMEMOD sowie verschiedene Projektionen unter der Annahme spezifischer Politikszenarien vor. Zielstellung ist die Übergabe des Modells an eine ukrainische Einrichtung und die Benutzung für die Analyse von Politikszenarien. Dazu wurde bereits ein Nutzungsvertrag mit der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften der Ukraine abgeschlossen.

Herr Prof. Kirschke von der Humboldt-Universität zu Berlin referierte über „Analysebasierte Agrar- und Agrarhandelspolitik – ein Schritt zur europäischen Integration des Agrarsektors der Ukraine“ und unterstrich die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für die praktische Gestaltung von Agrarhandelspolitiken. „Die institutionellen Rahmenbedingen und eine zielgerichtete Budget- und Investitionspolitik sind oft eine wichtiger für einen erfolgreichen Agrarhandel als direkte Eingriffe in den Agrarhandel.“, betonte Kirschke.

Mit dem Ziel der Förderung einer nachhaltigen, multifunktionalen Waldnutzung in der Ukraine wurde 2017 vom APD eine Reihe von Beratungsmaßnahmen durchgeführt, die zur Gestaltung effizienter forstpolitischer Rahmenbedingungen beitragen sollen. Hierzu referierte Herr Syman Jurk, agrarpolitsicher Experte des APD, der diesen Projektschwerpunkt leitet. Seitens ukrainischer Nichtregierungsorganisationen wurde Kritik an der in „Windeseile“ vom Ministerkabinett angenommenen Forststrategie geäußert. Die Staatliche Agentur für Waldnutzung, vertreten durch Frau Ljubow Poljakowa, bat um die Weiterführung der Projektaktivitäten in 2018, u. a. zur Erarbeitung einer Konzeption zur Durchführung einer Nationalen Waldinventur in der Ukraine, zur Beratung für die Erarbeitung strategischer Grundsatzdokumente sowie zur Finanzierung der Waldbewirtschaftung unter Berücksichtigung multifunktionaler Ansprüche an den Wald.

Herr Dr. Michael Krause-Besan, Projektmanager der GFA Consulting Group GmbH, berichtete über entsprechende Möglichkeiten der Weiterfinanzierung der Forstkomponente aus der Sicht des BMEL.

In der Fachsektion „Umfeld, Marktdynamik, Herausforderungen und Lösungsansätze zur Entwicklung des Ökolandbaus in der Ukraine“ gab der Leiter des Projekts „Deutsch-Ukrainische Zusammenarbeit im Bereich Ökolandbau“, Herr Joachim Lenz, einen Überblick über Projektaktivitäten 2017. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das laufende Gesetzgebungsverfahren zum Ökolandbau in der Ukraine, bei dem das Projekt berät. 2018 plant das Projekt, die Umsetzung des Gesetzes im Ökolandbau aktiv zu begleiten, da die ukrainische Seite hier Unterstützung angefragt hat, um von deutschen Erfahrungen zu profitieren.

Zusammenfasend kann festgestellt werden, dass die Informationstage des Bilateralen Kooperationsprogramms in der Ukraine ihr Ziel erreicht haben: einem interessierten Fachpublikum das vielfältige deutsch-ukrainische Engagement in der Landwirtschaft und die bestehenden Schnittstellen zwischen den Einzelvorhaben aufzuzeigen. Damit besteht eine gute Grundlage für eine weitere Veranstaltung dieser Art im Jahr 2018.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 04.12.2017

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