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Vorlesungsveranstaltung des APD-Fachdialogs Boden: Schutz der kritischen Infrastruktur und bodenpolitische Ansätze für den Wiederaufbau der Ukraine

Vor dem Hintergrund der in Berlin ausgetragenen Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine organisierte der APD-Fachdialog Boden am Freitag, dem 14. Juni 2024 eine online Vorlesungsveranstaltung für Studierende und Lehrkräfte der ukrainischen Hochschulen zum Thema Schutz der kritischen Infrastruktur und bodenpolitische Ansätze für den Wiederaufbau der Ukraine.
Als Referenten konnten Prof. Dr. Stefan Greiving, Leiter des Instituts für Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund (IRPUD), und Prof. Dr. habil. Fabian Thiel, Professur für Immobilienbewertung an der Frankfurt University of Applied Sciences, gewonnen werden.
Prof. Thiel machte in seiner Präsentation allgemeine Überlegungen zur Erneuerung der Ukraine. Anhand von Beispielen aus Syrien und dem Irak stellte er unterschiedliche Wiederaufbau-Konzepte der durch Kriege zerstörten urbanen Räume vor. Im Fokus seiner Ausführungen stand das Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen UN-HABITAT, die als zentrale UN-Organisation für nachhaltige städtische Entwicklung fungiert.  Mit Blick auf die Situation in der Ukraine erläuterte Prof. Thiel auch das Konzept einer Freien Privatstadt und die Rolle der Digitalisierung beim Wiederaufbau zerstörter Städte.
Die Präsentation von Prof. Greiving befasste sich mit dem Schutz von kritischen Infrastrukturen im Rahmen der Raumplanung. Laut Prof. Greiving gelten die Infrastrukturen als „kritisch“, wenn sie für die Funktionsfähigkeit moderner Gesellschaften von wichtiger Bedeutung sind und ihr Ausfall oder ihre Beeinträchtigung nachhaltige Störungen im Gesamtsystem zur Folge hat. Aus Sicht des Staates sei es wichtig, vorausschauend zu agieren und das Planungssystem krisenfest aufzustellen, u.a. auch um den sog. Kaskadeneffekten bei Eintritt von Krisenfällen vorzubeugen. In diesem Zusammenhang unterstrich Prof. Greiving die Rolle von raumordnungspolitischen Leitbildern sowohl auf regionaler als auch auf kommunaler Ebene. In der Raumplanung sei es wichtig einen risikobasierten Ansatz zu verankern, der durch die Bewertung von Vulnerabilitäten von Raumnutzungen und Raumfunktionen die Empfindlichkeit der Schutzgüter stärker berücksichtigt sowie die Ausgestaltung raumordnerischer Instrumente für ein vorsorgendes Risikomanagement vorsieht.
Im Falle der Situation in der Ukraine, wo nach ukrainischen Angaben bereits die Hälfte der Stromkapazität und vielerorts zudem die Infrastruktur zur Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung weitgehend zerstört worden ist, würde es Prof. Greiving zufolge zunächst um die Aufstellung von raumordnerischen Strategien zur Sicherung bzw. Schaffung von Resilienz gehen. Elementar seien dabei die Erhöhung der Robustheit von zentralen Orten und den sog. Voraussetzungsinfrastrukturen (z.B. Wasser- und Stromversorgung, Verkehr und Telekommunikation), wozu eine gezielte Verlagerung von Strukturen, Erhöhung der Redundanz von Einrichtungen, Verbesserung der Erreichbarkeit von zentralen Orten sowie die Erhöhung der Netzdichte und Dezentralisierung der Energieversorgung zählen würden.
Insgesamt nahmen an der Veranstaltung, die in Kooperation mit der Fakultät für Landmanagement der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften in Kyiv (NUBiP), organisiert wurde, mehr als 60 Studierende, Lehrkräfte aus verschiedenen Hochschulen der Ukraine sowie Vertretende von Fachinstitutionen und der Territorialen Gemeinden teil.

Quelle und Foto: FDB

14.06.2024
APD FDB Projektaktivität