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Folgeveranstaltung des APD-Fachdialogs Boden zu flächenbezogenen Klimaanpassungsstrategien auf kommunaler Ebene

Nachdem die erste Online-Veranstaltung im April 2024 zum Thema Anpassungsstrategien an den Klimawandel auf kommunaler Ebene in der ukrainischen Fachszene auf großes Interesse stieß, führte der APD-Fachdialog Boden am 21. Juni 2024 eine Folgeveranstaltung mit weiteren Beispielen aus Deutschland durch.
Nach einem Grußwort von Herrn Ivan Slobodianyk, dem Exekutivdirektor des Allukrainischen Verbandes der Gemeinden, in dem er die Relevanz des Themas für die Ukraine betonte,  stellten Herr Dr. Wolfgang Haupt und Frau Dr. Elisa Kochskämper von dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) das im Rahmen des Forschungsprojektes „ExTrass: Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen – Typologien und Transfer von Anpassungsstrategien in kleinen Großstädten und Mittelstädten“ erarbeitete Empfehlungspapier „Stärkung der Integration von Klimaanpassung an Hitze und Starkregen in die kommunale Planung“  vor. Dabei skizzierten sie drei Maßnahmen – die Erhöhung des Anteils an Grün- und Retentionsdächern, den Rückbau und die Entsiegelung von Straßenräumen sowie die Ausweitung von multifunktionalen Räumen – die sich besonders bei der Bekämpfung von zunehmenden Wetterextremen in den urbanen Räumen eignen.
Herr Sebastian Gürke, Referent für Klimafolgenanpassungsmanagement im Kreis Siegen-Wittgenstein, widmete sich mit seiner Präsentation dem Thema Waldflächen im Kontext der Überflutungsvorsorge und stellte in diesem Zusammenhang das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz geförderte Forschungsprojekt „WaldAktiv“ vor. Anhand des Beispiels aus Kreis Siegen-Wittgenstein erläuterte Herr Gürke die methodische Vorgehensweise bei der Erstellung des Leitfadens für die Implementierung dieses Projektes und hob die Bedeutung der Nutzung von Waldflächen als Element der aktiven Starkregenvorsorge in urbanen Gebieten hervor. Herr Daniel Ghin, technischer Sachbearbeiter Planung im Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig, stellte anschließend das im Leipziger Stadtteil Sellerhausen implementierte Projekt „Multifunktionsflächen in der städtischen Planung als Klimaanpassungsmaßnahme“ vor. Dabei schilderte Herr Ghin einzelne Arbeitsschritte, die zur Schaffung eines zentrumsnahen Freizeit- und Erholungsraums geführt haben, welcher im Falle von Starkregenereignisse als großräumiger Retentionsraum zur Verhinderung bzw. Minderung von Schäden durch Überflutungen fungiert und zugleich auch der Förderungen des Artenschutzes und der Biodiversität dient.
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahm von ukrainischer Seite Frau Anna Danyliak, Vertreterin der ukrainischen zivilgesellschaftlichen Organisation Ecoaction, teil, die sich in der Ukraine für eine ambitionierte Umwelt- und Klimapolitik engagiert. Frau Danyliak erläuterte, wie sich die negativen Folgen des Klimawandels in der Ukraine bemerkbar machen und wie dieser Prozess durch den russischen Angriffskrieg potenziert wird. Sie schilderte einzelne Projekte von Ecoaction in ländlichen Gegenden der Ukraine und betonte, dass trotz des Krieges die ukrainischen Gemeinden an einem grünen und nachhaltigen Wiederaufbau interessiert seien, der auch Klimaanpassungsmaßnahmen berücksichtigt
Im Rahmen der Diskussion wurde erörtert, welche Relevanz die vorgestellten Beispiele aus Deutschland für die Ukraine haben. Die Podiumsteilnehmenden waren sich einig, dass der Ansatz one-size-fits-all im Kontext der Klimaanpassung nicht funktioniert, denn die Auswirkungen des Klimawandels seien regional zu unterschiedlich. Herr Gürke präsentierte in diesem Zusammenhang die Idee einer Auswirkungsanalyse, welche noch vor der Entwicklung konkreter Maßnahmen erstellt werden sollte. Hervorgehoben wurde zudem die Bedeutung des partizipativen Ansatzes bei der Erstellung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen, denn nur so könne die Akzeptanz und deren nachhaltige Wirkung gewährleistet werden. Frau Danyliak drückte zum Schluss die Hoffnung aus, dass sich durch die Annäherung an die Europäische Union entstehende Fördermöglichkeiten zu einer umweltgerechten und klimaschonenden Entwicklung der ukrainischen Gemeinden führen werden und auch Klimaanpassungsmaßnahmen finanziert werden könnten.
Insgesamt nahmen an der Veranstaltung über 60 Teilnehmende, überwiegend aus der Ukraine aber auch aus Deutschland, teil.

Quelle und Foto: FDB
 

21.06.2024
APD FDB Projektaktivität