Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Deutsche Erfahrungen im Bereich der Kampfmittelräumung im Fokus der ukrainischen Fachinformationsfahrt (FIF) nach Berlin, Brandenburg und Sachsen

Vor dem Hintergrund des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen Flächenkontamination durch Kampfmittel führte der Fachdialog Boden (FDB) des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialoges (APD UKR) vom 02.06. bis 09.06.2024 eine FIF für fünf ukrainische Vertretende aus den Agrar- und Försterverbänden, einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Forstwirtschaft und Agroforstwirtschaft sowie der Militärverwaltung einer frontnahen Gemeinde der Ukraine durch. Das Ziel dabei war, die Teilnehmenden für die Gefahren durch Kampfmittel zu sensibilisieren und ihnen das entsprechende Wissen zu vermitteln, welches sie als Multiplikatoren an ihre Mitglieder in der Ukraine weitergeben können.
Nach einem Treffen im sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gemeinsam mit der Delegation der APD-Komponente 1, die parallel eine FIF zum Themenbereich ländliche Entwicklung in Sachsen durchführte, bildete der Besuch der Dresdner Sprengschule den Programmauftakt der FDB-FIF. Hier stellten der langjährige Geschäftsführer Herr Günter Fricke und der Leiter des Fachbereichs Kampfmittelbeseitigung, Herr Markus Fricke, die einzelnen Ausbildungsfelder der Sprengschule wie Sprengtechnik, Pyrotechnik, Kampfmittelbeseitigung, Transport gefährlicher Güter sowie Umgang mit Gefahrenstoffen vor. Während des Rundgangs durch die Ausbildungsstätte konnte die ukrainische Delegation u.a. das sog. Munitionskabinett besichtigen, sich einen Einblick in die unterschiedlichen Munitionsarten verschaffen und sich mit den Herausforderungen der Kampmittelräumung vertraut machen.
Am darauffolgenden Tag stellten der stellv. Institutsleiter Herr Dr.-Ing. Jens Standfuß und der Gruppenleiter Laserschneiden Herr Dr.-Ing. Patrick Herwig vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) die Tätigkeitsfelder des IWS sowie ein aktuelles Projekt zur Zerlegung von Altmunition vor, welches im Rahmen des Förderprogramms der Fraunhofer-Zukunftsstiftung »Rebuilding Ukraine − resilient and sustainable« umgesetzt wird. Mit einem neuartigen Verfahren sollen Blindgänger durch einen Sägeschnitt zerteilt und Sprengstoff und Metallteile durch ein thermisches Verfahren getrennt werden. Diese Technologie besitze laut Herrn Dr. Herwig einen gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Nutzen. Er hoffe daher, dass die erste mobile Anlage zur Munitionszerlegung bald fertiggestellt und in der Ukraine eingesetzt werden kann.
Am 5. Juni besichtigte die Delegation den ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz Wittstock in Brandenburg. Dort schilderte Herr Max Leo Schmitter von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bundesforst) zusammen mit Vertretenden der beteiligten Unternehmen und Ingenieurbüros das Vorhaben der Räumung von Streumunition. Da der Truppenübungsplatz im Laufe der Jahrzehnte vermehrt für Bombenabwürfe als Luft-Boden-Schießplatz benutzt wurde, gelte die dortige Räumfläche laut Herrn Schmitter als die größte in ganz Europa. Während der Führung durch das Gelände wurden der Aufbau und die Kontrollstrukturen der Räumdienstarbeiten und die methodische Vorgehensweise bei der Kampfmittelräumung erläutert. Dadurch zeigte sich das Ausmaß der Kontamination durch Kampfmittel und die mit deren Räumung verbundenen Herausforderungen. 
Am 6. Juni erwartete die Delegation in Berlin ein besonderer Programmhöhepunkt – der Besuch im Deutschen Bundestag und im Auswärtigen Amt. Bei dem Austausch mit den Bundestagsabgeordneten Frau Susanne Mittag (SPD) und Herrn Niklas Wagener (Bündnis 90/Die Grünen) bekamen die Delegationsteilnehmenden die Möglichkeit, die Situation in der Ukraine und die damit verbundenen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Flächenkontamination aus ihrer Sicht zu schildern. Diskutiert wurden die Möglichkeiten, die Ukraine mit modernen Räumfahrzeugen, die auch im Forstbereich einsetzbar sind, auszustatten. Die ukrainische Delegation nutzte die Gelegenheit, um sich für die umfassende Unterstützung Deutschlands für die Ukraine zu bedanken.
Den Abschluss der FIF bildete ein Besuch beim Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Polizei des Landes Brandenburg (KMBD) in Wünsdorf. Im Gespräch mit dem Truppführer Herrn André Vogel gewann die ukrainische Delegation Einblicke in die Struktur und Aufgabengebiete des KMBD und die unterschiedlichen Herangehensweisen der Kampfmittelräumung. Anhand von zahlreichen Beispielen wurde veranschaulicht, wie im engen Zusammenwirken mit der GIS gestützten Luftbildauswertung, dem Kataster und der Festlegung von technischen Einsatzbereichen die Beräumung von kampfmittelbelasteten Flächen erfolgt. Herr Vogel stellte auch die vom KMBD erstellte Kampfmittelverdachtsflächenkarte des Landes Brandenburg vor und betonte, dass für eine effektive Kampfmittelräumung neben der systematischen Erfassung von Munitionsfunden insbesondere auch das Vorhandensein von gut qualifiziertem Fachpersonal entscheidend seien. Anschließend präsentierte er auch die vom Land Brandenburg koordinierten Kampagnen, mit denen der KMBD die Öffentlichkeit über die von Kampfmitteln ausgehenden Gefahren informiert und sie auf diese Weise für das Thema sensibilisiert.
 

Quelle und Foto: FDB
 

02.06.2024
APD FDB Projektaktivität