Wald1Vom 17.-22.09.2017 hatte der APD zur einer Fachinformationsfahrt nach Deutschland eingeladen. Insgesamt nahmen an der Fachinformationsfahrt 23 ukrainische Forstexperten der Staatlichen Forstagentur der Ukraine (SFA) teil.

Die Delegation stand unter der Leitung des stellvertretenden Leiters der SFA, Herr Volodymyr Bondar. Des Weiteren haben Vertreter des Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, des Ministeriums für Ökologie und Umweltressourcen der Ukraine, der Forstwissenschaft, der Hochschulen sowie einiger NGO´s teilgenommen.

Zur Einstimmung auf die fachlichen Diskussionen informierte Herr André Grützmann, Geschäftsführer der WaldCare GmbH, die ukrainischen Kollegen bei einem Rundgang durch den Berliner Tiergarten über gesellschaftliche Ansprüche und staatliche Anpassungsmaßnahmen hin zu einem Park mit hohem Erholungs- und Freizeitwert. Grützmann erläuterte die Nutzungsänderungen des Berliner Tiergartens im Laufe der Geschichte und verwies auf einige spezifische Baumarten.

Einer der wichtigsten Punkte der Fachinformationsfahrt war der Besuch im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Herr Dr. Eckhard Heuer, Mitarbeiter im Referat Europäische Waldpolitik, präsentierte die Forstverwaltung des Bundes sowie die Waldstrukturen in Deutschland. Der Bund besitzt nur eine sehr kleinen Teil (4 %) der Waldfläche und bewirtschaftet diese im Wesentlichen über die Bundesforstbetriebe. Eingebettet in die föderalen Strukturen setzt die Bundesregierung mit dem Bundeswaldgesetz den Rahmen für die Forstverwaltung durch die Bundesländer, die ihrerseits gleichzeitig rd. 30 % der Waldfläche besitzen und bewirtschaften.

Im Bundesforstbetrieb Westbrandenburg der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sprach Herr Rainer Entrup über die spezifischen Aufgaben der staatlichen Waldbewirtschaftung im Vergleich zur privaten Forstwirtschaft. Der Bundesforstbetrieb ist für die Waldbewirtschaftung, u.a. auch für die Beseitigung von Munitionskörpern auf ehemaligen Militärflächen verantwortlich. Die kostenintensive Bereinigung von militärischen Altlasten kann nicht alleine durch die Einnahmen aus dem Holzeinschlag gedeckt werden; hier nimmt der Staat seine finanzielle Mitwirkungspflicht wahr.

Im Thünen-Institut referierte Herr Dr. Heino Polley, stellv. Leiter des Instituts für Waldökosysteme in Eberwalde, zum Thema: „Organisation und Aufgaben des Institutes für Waldökosysteme im Rahmen der Bundesforschung des BMEL“. Dabei fokussierte er seine Ausführungen auf die Forschung im Auftrag der Bundesregierung. Durch das Thünen-Institut werden u.a. wichtige forstpolitische Entscheidungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wissenschaftlich vorbereitet bzw. begründet.

Wald2Im weiteren Verlauf der Fachinformationsfahrt besuchte die Delegation der ukrainischen Forstexperten die Landesforstverwaltung Brandenburg in Potsdam. Im dortigen Referat Wald und Forstwirtschaft sprach Herr Michael Duhr, über die forstpolitischen Zielstellungen der Landesforstverwaltung. In seinem Vortrag stießen die Themen Naturschutz, Waldbrand, Wegebau sowie die Feuerlöschstrategie des Landes Brandenburg auf das besondere Interesse der ukrainischen Forstexperten. Frau Ellen Schlieker und Dr. Jan Engel, vom Landesbetrieb Forst Brandenburg, stellten die Zusammenarbeit mit der Landesforstverwaltung Brandenburg auf praktischer Ebene dar. Der Landesbetrieb Forst bewirtschaftet den staatlichen Wald im Rahmen der forstpolitischen Regulative. In der anschließenden Diskussion entwickelte sich ein intensiver Austausch über das Zusammenwirken der einzelnen Instanzen und Behörden, vor allem auch über die Mitwirkung des Landesbetriebes bei der forstlichen Gesetzgebung.

Herr Holger Mücke, Fachdienstleister Landwirtschaft und Naturschutz des Landkreises Oberhavel, stellte die Aktivitäten der Verwaltung bei der Renaturierung einer ehemaligen Militärfläche vor. Anders als in der Ukraine, wo die Renaturierung im Wesentlichen auf natürlicher Suksession beruht, ist in Deutschland die Wiederaufforstung per Gesetz vorgeschrieben.

Herr Markus Meyer, Leiter der Landesniederlassung Sachsen/Thüringen der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) informierte die Teilnehmer der Fachinformationsfahrt über den Transformationsprozess in der ostdeutschen Forstwirtschaft. Er vermittelte einen detaillierten Einblick über die Vorgehensweise bei der Privatisierung der ehemaligen volkseigenen Waldflächen, u.a. über die Bieterverfahren bei Auktionen, zeitlich begrenzte Auflagen (z.B. das Wiederveräußerungsverbot) sowie das entsprechende Monitoring der BVVG.

Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e. V. (AGDW) sowie des Deutschen Forstwirtschaftsrates e.V. (DFWR) informierten die Teilnehmer über ihre Verbandsarbeit entsprechend den Interessen der Walbesitzer, u.a. auch über die Lobbyarbeit im Bereich Forstpolitik. Wichtige Themen sind u.a. der Klimawandel, die Zertifizierung sowie die Rekrutierung von Mitgliedern. Hierüber referierten Herr Laurence Greeb von der AGDW und Herr Dr. Matthias Noack vom DFWR. „Die Zertifizierung ist ein wichtiger Baustein für die Sicherung der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland“, sagte Greeb.

In der kirchlichen Forstbetriebsgemeinschaft Templin stellte Herr Ulrik Schöttler den ukrainischen Forstexperten einen 80-jährigen Douglasien-Altbestand mit Unterstand vor. Die Douglasie ist keine einheimische Baumart in Deutschland. In der Wissenschaft und Praxis gehen die Meinungen weit auseinander, inwieweit diese Baumart weiterhin in Deutschland kultiviert werden sollte.

Wald3Im Rahmen der Fachinformationsfahrt hatten die ukrainischen Forstexperten auch Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch über die Holzwirtschaft in Deutschland. In Milmersdorf informierte Herr Edgar Rockel, Geschäftsführer der Robeta GmbH übe die Schnittholzproduktion. Der Standort der Firma wurde bereits 1991 strategisch gewählt, um im Sägewerk Rundholz aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu verarbeiten. Auch aus dem Nachbarland Polen wird Rundholz angeliefert. Die Teilnehmer der Fachinformationsreise wurden durch das hochmoderne Sägewerk geführt. Beeindruckend waren die ergonomischen Führungsstände, die eine hohe Arbeitsproduktivität sichern. - Weiterhin wurden die ukrainischen Forstexperten vom Geschäftsführer der KRONOTEX GmbH & Co KG in Heiligengrabe, Herr Hecht, empfangen. Seit 1993 zählt die KRONOTEX GmbH & Co. KG. zu den führenden europäischen Herstellern hochwertiger Laminatböden. Die Firma produziert auch in drei Werken in der Ukraine, wo Herr Hecht selbst fünf Jahre Leiter war. Im Zusammenhang mit den Ukraineerfahrungen von Herrn Hecht ergab sich eine intensive fachliche Diskussion über die Besonderheiten und die Potentiale der ukrainischen Holzwirtschaft.

In einer abschließenden Beratung mit dem BMEL (Herr Rittner und Frau Kohnle, Referat Twinning und Internationale Projekte) sowie der GFA Consulting Group GmbH (Herr Christian Aschenbach) wurde über die weitere Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit diskutiert. Als mögliche Schwerpunkte wurden identifiziert: (i) moderne Forstschutzmaßnahmen, (ii) effiziente Verwaltungs- und Managementstrukturen, (iii) nationale Waldinventuren, Forststatistik, (iv) Organisationsformen für eine multifunktionale Waldnutzung und (v) Verbesserung der forstlichen Ausbildung und Wissenschaft.

Die Teilnehmer der Fachinformationsfahrt (FIF) bewerteten die Ergebnisse der FIF als ein Beitrag zur Verbesserung ihrer fachlichen Arbeit in der Ukraine. Insbesondere wurden die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit der Teilnehmer an der Diskussion, der Erfahrungsaustausch sowie die organisierten Treffen hoch bewertet. Darüber hinaus äußerten die Teilnehmer den Wunsch, dass sich weitere FIF auf ausgewählte Schwerpunkte z.B. die Jagdwirtschaft, den Forstschutz, die Ausbildung im Bereich Forstpolitik u.a. fokussieren sollten.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 18.09.2017

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