2017 07.20.3Auf Initiative der Staatlichen Agentur für Forstwirtschaft der Ukraine hatte der APD am 20.07.2017 zu einem runden Tisch über Methoden und gesellschaftspolitische Erfordernisse für Waldinventuren eingeladen.

Rund 50 Experten, darunter auch Mitarbeiter des Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung, des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, der Staatlichen Agentur für Forstwirtschaft, der Forstverwaltungen aus verschiedenen Oblasten der Ukraine, der Forstwissenschaften und der Zivilgesellschaft waren der Einladung gefolgt.

Herr Herman Intemann, Agrarattaché der deutschen Botschaft, und Herr Vladimir Bondar, stellv. Leiter der Staatlichen Forstagentur der Ukraine, begrüßten die Teilnehmer der Veranstaltung. „Die Erfahrung aus der Bundeswaldinventur in Deutschland sind wichtig für die Weiterentwicklung und Umsetzung von Waldinventuren in der Ukraine. Belastbare, möglichst aktuelle Waldinventuren sind eine wichtige Voraussetzung für verschiedenste forstpolitische Entscheidungsprozesse. Eine Inventur der Wälder der Ukraine hat daher eine besondere Priorität.“- sagte Vladimir Bondar.

2017 07.20.3Herr Vitaliy Storozhuk, Leiter des Zentrums für Information und Technologie “Ukrderzhlisproekt”, präsentierte den Status quo von Waldinventuren in der Ukraine. Er betonte die Bedeutung der politischen Unterstützung von Waldinventuren, insbesondere auch für deren nachhaltige Finanzierung. Der APD sollte bei der Gestaltung eines intensiven Dialogs mit der Politik und bei der effektiven Verbreitung der bisher vorliegenden Inventurergebnisse Unterstützung leisten.

Herr Dr. Heino Polley, stellv. Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme, berichtete in seinem Vortrag über Erfahrungen bei der Konzipierung, Vorbereitung, Erhebung, Auswertung und Verwertung der Ergebnisse der Bundeswaldinventuren in Deutschland. Dr. Polley äußerte sich anerkennend über den methodischen Stand der bisher in der Ukraine durchgeführten Waldinventuren. Auch er verwies auf die Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Ergebnisse. „Die schnelle, öffentlichkeitswirksame Verbreitung von Inventurergebnisse spielt eine besondere Rolle bei der Entwicklung von langfristig angelegten Waldinventuren.“ - sagte Polley.

Herr Dr. Matthias Dees, von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, sprach anschließend über Erfahrungen in Deutschland und Möglichkeiten in der Ukraine bei der Anwendung von Fernerkundungsmethoden für die Ergänzung von terrestrischen Waldinventuren. Mit der Einrichtung neuer Satelliten ergeben sich ab 2018 erweiterte Möglichkeiten auch für die Ukraine. Dadurch könnten die Inventurkosten gesenkt, die Waldinventuren flächenmäßig erweitert und die Visualisierung der Inventurergebnisse auf Landkarten verbessert werden. Der APD könnte die Kapazitäten für die Fernerkundung in der Ukraine durch spezielle Schulungen erweitern. (Präsentation)

An der Diskussion beteiligten sich auch die Vertreter der Forstwissenschaften und der Zivilgesellschaft in der Ukraine. Folgende Schwerpunkte wurden diskutiert:

  • Die nachhaltige Institutionalisierung von Waldinventuren in der Ukraine erfordert eine entsprechende gesetzliche Grundlage, die mit allen Interessenvertretern und involvierten Ministerien, insbesondere auch dem Ministerium für Ökologie der Ukraine, abgestimmt ist.
  • Bei der nationalen Waldinventur geht es nicht nur um Informationen zum Holzvorrat und zur Waldfläche, sondern auch um die sozialen und Umweltleistungen der Wälder (z.B. CO2-Senken).
  • Die Schulung von regulären Arbeitskräften der staatlichen Forstverwaltung und deren Einsatz für die Datenerfassung erscheint als ein sinnvoller Weg, um die Waldinventur in der Ukraine zukünftig voranzutreiben. Der APD könnte bei den Schulungsmaßnahmen und bei Nachkontrollen Unterstützung leisten.
  • Differenzen zwischen den Ergebnissen nationaler Waldinventuren und lokaler Forsteinrichtungsplanungen sowie dem Flächenkataster werden auch in Deutschland und anderen Ländern festgestellt. Bei hinreichend großem Stichprobenumfang liefern nationale Waldinventuren unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Zielstellungen ausreichend belastbare Ergebnisse.
  • Angesichts der Möglichkeiten zur Reduzierung von Kosten, sollten die Verfahren der Fernerkundung für nationale Waldinventuren in der Ukraine verstärkt eingesetzt werden. Weiterhin kann die Fernerkundung Beiträge zur Objektivierung der Diskussion über illegale Holzeinschläge leisten. Entsprechende Analysen sollten nicht nur den Vertretern der Zivilgesellschaft, sondern auch der Forstverwaltung der Ukraine zugänglich gemacht werden.

2017 07.20.3Am gleichen Tag hielten Herr Dr. Polley und Herr Dr. Dees Vorträge an der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften der Ukraine. Das Hauptinteresse der Studenten, wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie Professoren an der Nachmittagsveranstaltung bestand in den technischen Komponenten zur Umsetzung der Bundeswaldinventur sowie den Voraussetzungen der Fernerkundung. Weiterhin haben sich die Teilnehmer über die Walddefinition ausgetauscht sowie einzelne Definitionsansätze der verschiedenen Länder verglichen.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 20.07.2017

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