IMG 3603Ukrainische Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft informierten sich vom 11-15.11.2014 im Rahmen einer Fachexkursionsreise (FIF) nach Deutschland über die agrarpolitischen Grundsätze für eine nachhaltige Entwicklung des Agrarsektors in Niedersachsen. Schwerpunkte der FIF waren die Bereiche Viehzucht und Bioenergie.

Herr Antelmann, Direktor der DEULA-Nienburg, stellte das System der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Niedersachsen vor. Mit der Ukraine bestehen bereits Kooperationsbeziehungen, die nun im Ergebnis der FIF, auch mit der Nationalen Universität für Leben- und Umweltwissenschaften Kiew ausgebaut werden sollen. Wichtige Grundlagen der Arbeit der DEULA in Deutschland sind gesetzliche Regelungen (Minimalstandards) zur Qualifizierung der Facharbeitskräfte in der Landwirtschaft, die in der Ukraine bisher so nicht bestehen.

In der Landwirtschaftskammer Niedersachsen berichtete Herr Hassenpflug, Leiter des Fachbereichs für internationale Kooperationen, über die gegenwärtige Entwicklung der Landwirtschaft in Niedersachsen sowie die wichtigste agrarpolitische Herausforderungen, die weitere Agrarpolitik in diesem Bundesland und in Deutschland allgemein beeinflussen. Als wichtige Tendenzen charakterisierte er die kontinuierliche Vergrößerung der Agrarbetriebe zu Lasten kleinerer Betriebe und auch die hohen Pacht- und Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen. Herr Hassenpflug informierte über die Rolle der Landwirtschaftskammer im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für die landwirtschaftlichen Betriebe.

Beim Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) präsentierte deren Leiter, Herr Dr. Haunhorst, die wichtigsten Aktivitäten seiner Organisation sowie die Anforderungen an die Produktsicherheit und –qualität in Deutschland. Diese Kriterien sind für die Ukraine von großer Bedeutung, da die LAVES für die Zulassung von Produktions- und Verarbeitungsbetriebe sowohl für die inländische Produktion, als auch für die Exporte im Rahmen der Umsetzung des DCFTA zuständig ist.

Beim Besuch der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Lehr- und Forschungsgutes in Ruthe konnten sich die Teilnehmer der ukrainischen Delegation über die spezielle Hochschulausbildung für Veterinäre informieren. Im Forschungsgut Ruthe berichtete Herr Dr. Sürie, Leiter dieser Anstalt, über aktuellen Trends bei der Tierhaltung und präsentierte den Gästen an praktischen Beispielen die Merkmale einer vielseitigen, modernen Nutztierhaltung. Ställe in denen die Studenten ihre ersten, praktischen Erfahrungen sammeln wurden von den Teilnehmern der FIF besichtigt.

IMG 3259Im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden die ukrainischen Experten vom Leiter der Internationalen Abteilung, Herrn Dr. Stürmer, empfangen. In seiner umfangreichen Präsentation stellte er die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion in Niedersachsen dar. Am Rande des Besuches paraphierten Herr Vitaly Bashynskyi vom staatlichen Veterinärdienst der Ukraine und Herr Dr. Stockmann, vom BMEL (Veterinärangelegenheiten beim Export) ein Zertifikat über den Handel mit Mastschweinen.

Im Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen trafen sich die ukrainischen Gäste mit Herrn Dr. Dreesmann, vom Landwirtschaftsministerium, Abteilung für Agrarumweltpolitik und Nachhaltigkeitsstrategie. Gemeinsam mit Frau Dr. Grieshop, Leiterin des Kompetenzzentrums, diskutierte er mit der ukrainischen Delegation die Bedeutung des Ökolandbaus für die nachhaltige Entwicklung (mehr).

Außerdem konnten die Teilnehmer während der FIF auch einige landwirtschaftliche Betriebe besuchen. Einer davon war die Firma „Geestland Putenspezialitäten“, wo man sich mit den Sicherheits- und Hygieneanforderungen bei der Putenschlachtung und -zerlegung vertraut machen konnte. Weiterhin besichtigten die Teilnehmer den Rinderzuchtbetrieb „Derboven“, wo die Gäste eine Hofkäserei und eine Biogasanlage besuchten und auch die aktuellen Probleme der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland diskutieren konnten.

Die Teilnehmer der FIF besuchten weiterhin die Messe „EuroTier 2014“ und informierten sich dort über modernste Inputmaterialien und Technologien für die Viehzucht und den Bereich Bioenergie. Die ukrainischen Teilnehmer kamen mit deutschen Partnereinrichtungen ins Gespräch und diskutierten Möglichkeiten einer Intensivierung der Zusammenarbeit. Zum Abschluss der Reise beurteilten die ukrainischen Teilnehmer die technische und inhaltliche Qualität der FIF:

Insgesamt wurde die Fachinformationsfahrt (FIF) von allen Teilnehmern als erfolgreich eingeschätzt. Besonders hoch wurden die technische Vorbereitung, die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches, die Zugänglichkeit zu den Informationen, die professionelle Übersetzung sowie die Aktualität der Besuchspunkte und Diskussionen bewertet.

Mit Blick auf das Investitionsforum wurde eine stärkere Konzentration auf ein Thema vorgeschlagen. Die Teilnehmer unterbreiteten Themenvorschläge für weitere FIF, u.a. Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln sowie Anpassung der ukrainischen Gesetzgebung an die EU-Rechtsvorschriften.

Datum: 10-14.11.2014. Foto:APD.

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