fotoNL24-6Seit dem Jahr 2017 führt der Deutsch-Ukrainische Agrarpolitische Dia-log (APD) Projektmaßnahmen zur Entwicklung von Rahmenbedingun-gen für eine nachhaltige, multifunktionale Waldbewirtschaftung durch, welche u.a. die Vorbereitungen einer Nationalen Waldinventur, effizi-ente staatliche Verwaltungsstrukturen sowie die betriebswirtschaftliche Beratung von ausgewählten staatlichen Forstbetrieben in der Ukraine umfassen. 

Vor diesem Hintergrund führte der APD am 03.12.2018 einen Runden Tisch mit rd. 30 Interessenvertretern der Forstpolitik, der Verwaltung, der Zivilgesellschaft und der forstlichen Wirt-schaft und Forschung bzw. – ausbildung durch.

In ihrer Begrüßung unterstrich Frau Olga Trofimzewa, stellv. Ministerin im MAPE, noch einmal die Einschätzung des Ministeriums mit Blick auf die Nationale Waldinventur (NWI): „Die NWI ist eine Aufgabe mit hoher Priorität, mit deren Umsetzung 2019 begonnen wird. Das Ministerium wird die politische Verantwortung in diesem Bereich wahrnehmen, die Finanzierung und die Umsetzung der NWI im Rahmen einer unabhängigen Einrichtung absichern“. Mit Blick auf die fachliche Leitung schlug Frau Trofimzewa ein Treffen mit der SAW und dem designierten Leiter der NWI, Herrn Vitaly Storozhuk, vor.
In der ersten Hälfte der Veranstaltung stellte Herr Dr. Christoph Neitzel, GFA Consulting Group, einen Entwurf für Projektaktivitäten im Bereich der nachhaltigen, multifunktionalen Waldbewirtschaftung ab 2019 vor. Darin schlug er fünf Ergebnisse vor: 1) Multi-Stakeholder Forstdialog wird unterstützt und Kommunikation ist verbessert, 2) Durchführung der ersten NWI mit Unterstützung durch selektiven technischen Input sowie Qualitätssicherung, 3) Unterstützung zur Weiterentwicklung eines nationa-len, georeferenzierten Forstkatasters für alle Waldbesitzarten; 4) Unterstützung zur Entwicklung und Umsetzung von Businessplänen für zwei staatliche Forstbetriebe; 5) (optional): Pilotmaßnahmen zur Klimawandelanpassung in zwei staatlichen Forstbetrieben.

In der Diskussion haben die Teilnehmer der Veranstaltung die vorgeschlagenen Projektergebnisse nach Relevanz, Priorität und Erreichbarkeit gewichtet. Dabei wurde vor allem die Bedeutung der ge-planten Projektergebnisse zu 1 und 2 hervorgehoben und befürwortet. Der „Forstdialog“ sollte auf einen gesellschaftlichen Dialog zur Waldnutzung, wie in Deutschland praktiziert, erweitert werden. Insgesamt wurde eine Konzentration der Projektaktivitäten auf Schwerpunkte angeregt. Grundsätzli-che Bedenken hinsichtlich sowohl der Relevanz, als auch der Priorität und der Erreichbarkeit wurden zum Projektergebnis 3) geäußert und es wurde angeregt, grundlegende, methodische Aspekte des Ergebnisbereiches 3) in 2) zu integrieren. Das Staatliche Katasteramt ist hier aktiv; weitere Arbeiten sind bereits geplant. Die geplanten Ergebnisse zu 4) und 5) wurden im Vergleich zu den ersten beiden Ergebnisbereichen in ihrer Bedeutung schlechter gewichtet und es wurde gleichzeitig vorgeschlagen, wichtige Aktivitäten des Ergebnisses 5) in das Ergebnis 4.) zu integrieren.

Der Beitrag des APD zur Vorbereitung einer NWI wurde von vielen Teilnehmern gewürdigt. Die SAW sollte aber als eine wichtige Zielgruppe in der neuen Projektbeschreibung genannt werden. In diesem Zusammenhang wurde von ukrainischer Seite betont, dass die Durchführung einer NWI bereits unter den gegebenen Bedingungen durchaus realistisch erscheint, aber mehr als die geplante Projektlauf-zeit von drei Jahren erfordert. Der Zeitrahmen für den Start der NWI hat sich allerdings verschoben, so dass 2019 zunächst weitere Vorbereitungsmaßnahmen erforderlich sind (Erarbeitung der Feldan-weisung, Qualifizierung der Aufnahmetrupps, Pilotaufnahmen und Auswertung, methodische Erfas-sung der Verfahren der statistischen Auswertung, Erarbeitung der NWI-Auswertungstabellen etc.). Weitere Unterstützung von Seiten des APD u.a. durch die Bereitstellung eines Pilotsets (Hard- und Software), als Grundlage für die Erstellung der Feldanweisung, wurde erbeten. Die Potentiale der Hochschulen auf diesem Gebiet sollten stärker genutzt werden.

Die Teilnehmer der Veranstaltung wurden gebeten, weitere Hinweise zur Projektgestaltung ab 2019 über das Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine an die GFA Consulting Group GmbH weiterzuleiten.

Im zweiten Teil der Veranstaltung referierte Herr Friedrich Schmitz, Referat „Nachhaltige Waldbewirt-schaftung, Holzmarkt“ des BMEL über die deutschen Erfahrungen bei der nationalen Waldinventur im Spannungsfeld politischer und gesellschaftlicher Ansprüche an die Inventur.

Das Ministerium klärt Anforderungen und Wünsche an die Inventur und bringt diese mit den Möglich-keiten der Inventur (technisch, inhaltlich, umfangmäßig) in Übereinstimmung. Dabei wird es fachlich durch das Thünen-Institut (TI), unterstützt. Das TI hat die Aufgabe, Methodenvorschläge zu erarbei-ten, die Erhebung mit den Ländern fachlich zu koordinieren, die Daten zu sammeln und auszuwerten und die Ergebnisdarstellung vorzubereiten.

Auf der Grundlage der Erfahrungen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Bun-deswaldinventur in Deutschland empfahl Schmitz u.a.:

  • ausreichende gesetzliche Grundlagen vor Beginn der Waldinventur sicherzustellen,
  • Aufgaben und Ressourcen der Beteiligten verbindlich und langfristig zu klären,
  • alle Interessenvertreter in einen breiten Dialog zur Vorbereitung einer NWI einzubeziehen,
  • Waldinventuren transparent und für die Öffentlichkeit nachvollziehbar durchzuführen
  • eine Überfrachtung der Inventur zu vermeiden, Wünschenswertes und Machbares im Konsens der Interessenvertretung in Überdeckung zu bringen,
  • Personal, Methoden und Geräte möglichst konstant zu halten,
  • einfachen technischen Verfahren den Vorrang zu geben,
  • Auswertungsmethoden und Darstellung der NWI-Ergebnisse vor dem Beginn der Inventur zu ent-wickeln und mit einem Testdatensatz zu prüfen,
  • die Datenauswertung einschließlich Interpretation vor einer Veröffentlichung abzuschließen und keine Vorab-Ergebnisse zu veröffentlichen,
  • finanzielle und zeitliche Reserven in die Planung einzubauen,
  • die Führung durch das Ministerium während der Inventur auch vor Ort im Wald wahrzunehmen,
  • Erfahrungen aus Nachbarländern einzubeziehen

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 03.12.2018

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