In der Zeit vom 02.07.- 05.07.2018 informierten sich neun ukrainische Experten - Vertreter des MAPE, der Staatlichen Agentur für Waldressourcen und deren nachgeordneten Forschungsinstituten, der Nationale Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften sowie der Nationale Akademie der Agrarwissenschaften

– im Rahmen einer Fachinformationsfahrt (FIF) des APD nach Berlin und Niedersachsen über und Finanzierung der öffentlichen Forschung im Bereich der Agrar- und Forstwirtschaft. 

Frau Judith Kons, Referatsleiterin für Osteuropa, Zentral- und Ostasien beim BMEL, stellte der ukrainischen Delegation die Aufgaben des Ministeriums und der nachgeordneten Institutionen sowie die Ziele des Bilateralen Kooperationsprograms in den Bereichen Ernährung, Land- und Forstwirtschaft vor. Vertreter des zuständigen Referats Nachhaltige Waldbewirtschaftung, Holzmarkt informierten die Teilnehmer über die Organisation, Strukturen und die Finanzierung der forstlichen Forschung des Bundes, die im Wesentlichen im Thünen-Institut konzentriert ist. Frau Clausen, Referat Forschung und Innovation (International) referierte über die „Forschungsförderung im Geschäftsbereich des BMEL", u.a. über die öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen des Agrar-und Ernährungsbereichs in Deutschland und die Aufgaben der Ressortforschungseinrichtungen. Die staatliche Forschung und Wissenschaft im Agrar- und Forstbereich werden weitgehend aus dem Bundeshaushalt bzw. über die Bundesländer finanziert. Die private Wirtschaft betreibt eigene Forschungseinrichtungen, beteiligt sich aber auch teilweise – direkt bzw. indirekt (über Verbände und Stiftungen) – an der Finanzierung der öffentlichen Forschungseinrichtungen.

Um sich mit der Thematik „vor Ort" vertraut zu machen, besuchten die Teilnehmer das Bundesfor-schungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei - Thünen-Institut (TI), Braunschweig. Herr Stefan Lange, Forschungskoordinator des Institutes, präsentierte in seinem Bericht "Verantwortung für Felder, Wälder und Meere" Aufgaben, Struktur, Ausstattung, Forschungsplanung und Qualitätssicherung des TI im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit dem BMEL. Die Kriterien der differenzierten Bewertung der Leistungsfähigkeiten der Thünen-Wissenschaftler weckten das besondere Interesse der ukrainischen Experten. Sechs Kriterien werden bei der Leistungsbeurteilung angewandt: (i) Wissenschaftliche Publikationen und Vorträge; (ii) Stellungnahmen, Gutachten und fachliche Berichte; (iii) Forschungsaufträge aus Drittmitteln; (iv) Nationale und internationale Zusammenarbeit, Gremienarbeit; (v) Sonderaufgaben, z.B. Leitung einer Organisationseinheit, Erarbeitung von Konzepten, Mitarbeit im administrativen Bereich, Öffentlichkeitsarbeit; (vі) Mitarbeiterführung. Der Anteil der Drittmittelfinanzierung ist beim TI mit etwa 20% relativ gering. Eigene Produktionsressourcen zur Finanzierung der Forschung gibt es am TI nicht.
Interessant war auch das Treffen mit Frau Verena Laquai, Mitglied des AGMEMOD-Teams im TI, zuständig für Marktanalysen. Das Team unterstützt den APD bei der Erarbeitung von Projektionen über Entwicklung des Agrarsektors in der Ukraine. Frau Laquai stellte das Hauptziel und den Zweck der Modellierung sowie das System der verschiedenen Modelle vor. Sie referierte weiterhin zum Thema „Internationale Forschungskoordination – Beispiel AGMEMOD". Sie bedankte sich für die Beiträge des APD bei der Datenaktualisierung für die Ukraine in AGMEMOD, bei der Berechnung eigener Politikszenarien und bei der Übergabe des Modells AGMEMOD an ukrainische Partnereinrichtungen.
Dr. Jobst-Michael Schröder vom TI für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie informierte über die Organisation, Forschungsthemen sowie die Förderung der Forschung in seinem Institut. An der HU zu Berlin referierten Herr Prof. Dr. Kirschke, Emeritus der Humboldt - Universität und Herr Prof. Dr. Wolfgang Bokelmann, Thaer-Institut für Agrar-und Gartenbauwissenschaft, über die Organisation und Finanzierung der öffentlichen Forschung im Bereich Agrar- und Forstwirtschaft. Von besonderem Interesse waren die Kriterien für die Identifizierung von Forschungsthemen, u.a. im Rahmen von Master- und Doktorarbeiten. Die universitäre Forschung wird in Deutschland hauptsächlich aus Ländermitteln finanziert. Außerdem werben Professoren Drittmittel für die Finanzierung der Forschung, z.B. im Rahmen von Master- und Doktorarbeiten ein.
Im Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft in Potsdam, machte Herr Dr. Hardi Rabisch die Gäste mit der Forschungsorganisation, der Finanzierung und Koordinierung von Forschungsaufgaben im Bundesland Brandenburg vertraut. Das Ministerium verwaltet sowohl die Landesforschungseinrichtungen, als auch der Mehrländereinrichtungen, wie z.B. die Leibniz-Institute, als privatrechtlich organisierte Einrichtungen, die zu einem beachtlichen Anteil öffentlich finanziert werden.
Im Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam wurde die ukrainische Delegation von den Mitarbeitern des Institutes, Dr. Uta Tietz, Verwaltungsleiterin, Dr. Christiane von Haselberg, Referentin für Forschungskoordination, Koordinierung und Forschungsaktivitäten sowie Helene Foltan, Referentin für Presse-und Öffentlichkeit, über die Infrastruktur sowie die Forschungsansätze des ATB informiert. Die Mitglieder der ukrainischen Delegation konnten ein Labor zur Herstellung von Milchsäure aus verschiedenen Biomaterialien, was einzigartig in der Welt ist, und eine Versuchsanlage zur Getreidetrocknung besichtigen. Für die Durchführung von Forschungsauf-gaben stehen dem Institut eigene Forschungsparzellen mit je etwa 20-30 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche zur Verfügung, insgesamt etwa 300 ha. Diese Flächen werden aber nicht für die Produktion und den Verkauf von Agrarprodukten benutzt.
Die Relevanz der besuchten Institutionen und der diskutierten Themen, professionelle Übersetzung, Reisevorbereitung, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch sowie die Verfügbarkeit von Informations- und Lehrmaterialien wurden von den ukrainischen Teilnehmer der FIF besonders hoch bewer-tet.
Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 05.07.2018

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