FIF 5Vom 12.-25.11.2022 führte das Projekt APD-Ukraine eine umfassende Fachinformationsfahrt (FIF) nach Berlin, Hannover, Brüssel, Bonn sowie weitere deutsche Städte zum Thema “Deutsche Erfahrungen bei der Gestaltung der Agrarhandelspolitik und der Politik zur ländlichen Entwicklung sowie des kommunalen Flächenmanagements – Vorschläge für die Ukraine“ durch.

An der Reise nahmen insgesamt 20 Fachkräfte aus dem Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, dem Agrarausschuss der Werchowna Rada der Ukraine, dem staatlichen Verbraucherschutzdienst, dem Agrarausschuss der Industrie- und Handelskammer der Ukraine, dem Allukrainischen Verband der Gemeinden, aus Agrarfachverbänden, dem Nationalen Verband der landwirtschaftlichen Beratungsdienste, der Nationalen Universität für Umwelt- und Lebenswissenschaften, dem Institut für Agrarökonomie bei der Nationalen Akademie der Agrarwissenschaften der Ukraine und aus den Pilotgemeinden des APD teil.

FIF 4Im Rahmen des Fachprogramms haben die Teilnehmenden der ukrainischen Delegation einige staatliche und nichtstaatliche Institutionen besucht und sich ausführlich über die Organisation der Agrarverwaltung und die Gestaltung der Politik der ländlichen Entwicklung in Deutschland informiert. Den Auftakt der FIF bildete der Besuch im BMEL in Berlin statt, wo Cornelia Berns, Unterabteilungsleiterin 62, Internationale Zusammenarbeit und Welternährung, die ukrainische Delegation begrüßte. Judith Conrad, Referat 813, EU-Programme zur ländlichen Entwicklung (ELER), stellte den GAP Strategieplan für die Bundesrepublik Deutschland vor. Über Aktuelle Herausforderungen der Internationalen Agrarhandelspolitik berichtete der Vertreter des Referats 621, Internationale Handelsangelegenheiten.

In der Geschäftsstelle des Deutschen Bauernverbands (DBV) stellte Udo Hemmerling, stellv. Generalsekretär DBV, in seinem Vortrag den „Agrarhandel mit der Ukraine“ vor. Franziska Schmieg, Referentin beim DBV, präsentierte die „Ländliche Entwicklung und Landwirtschaft – Herausforderungen aus Sicht des DBV“. Beim darauffolgenden Treffen mit Hanna Buck, stellv. Geschäftsführerin von Control Union Certifications Germany GmbH, diskutierten die Teilnehmenden zu Standards im Agrarbereich. Frau Buck gab u.a. auch einen Einblick zu privaten Zertifizierungsstellen. Der Gründer dieses Unternehmens, Rainer Friedel, skizzierte kurz, wie international angewendete Zertifizierungssysteme entstehen und stellte gemeinsam mit Bogdan Dreihaupt einen Vergleich bei der Anwendung der Qualitätsinfrastruktur in der Ukraine und Europa vor.

FIF 6Am darauffolgenden Tag besuchte die ukrainische Delegation die BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH. In seinem Grußwort bekräftigte Thomas Windmöller, Geschäftsführer der BVVG, die Bereitschaft, die Ukraine auf ihrem Weg zur Gestaltung einer transparenten Politik der Bodenverwaltung weiter zu unterstützen. Katja Dells, Leiterin der APD-Komponente Fachdialog Boden, stellte das Management von landwirtschaftlichen Flächen in der öffentlichen Hand am Beispiel „Flächen des Bundes“ vor.

Im weiteren Verlauf der FIF teilte sich die Delegation in zwei Fachgruppen (Gruppe Agrarhandelspolitik und Gruppe Politik der ländlichen Entwicklung).

Im Folgenden wird das Reiseprogramm inkl. der Gesprächsthemen stichpunktartig dargestellt.

Gruppe ländliche Entwicklung:

  • Uwe Garn, BVVG, Management von landwirtschaftlichen Flächen in der öffentlichen Hand am Beispiel der Nationalen Strategie „Flächen des Bundes“.
  • Michael Gabel, BVVG, IT gestütztes Flächenmanagement.
  • Timm Fuchs, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dezernent für Energie, Verkehr und Ländliche Räume; Aufgaben und Struktur des Städte- und Gemeindebundes und Probleme der Standortentwicklung sowie Interessenvertretung auf Bundes- und EU-Ebene.
  • Jens Graf, Geschäftsführer Städte- und Gemeindebund Brandenburg, Interessenvertretung der Gemeinden und Kommunen in der Politik des Bundeslandes Brandenburg
  • Rainer Schloddarick, Geschäftsführer Wasser- und Bodenverbands (Oberland Calau), Aufgaben, Finanzierung und Management von Meliorationsanlagen.
  • Werner Suchner, Bürgermeister Gemeinde Calau in Brandenburg, Erfahrungen beim Aufbau der Gemeindeadministration, Flächennutzungsplanung auf Gemeindeebene und Dorferneuerung.
  • Katja Dells, BVVG, Workshop zum kommunalen Flächenmanagement.
  • Prof. Dr. Rainer Langosch, Dekan Hochschule Neubrandenburg, aktuelle Trends im Bereich der Agrarbildung und der Beratung sowie erfolgreiche Kommunikation als Schlüssel zur effizienten Beratung in Gemeinden.

 Gruppe Agrarhandelspolitik:

  • Dr. Janine Pelikan, stellv. Leiterin des Thünen-Instituts für Marktanalyse und Regina Grajewski, Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen, Beitrag des Instituts zur ländlichen Entwicklung.
  • Besuch Fachmesse EuroTier 2022 und Teilnahme an der APD-hybrid-Veranstaltung, „Existenzkampf der ukrainischen Nutztierhaltung“, wichtige Herausforderungen und Perspektiven ihrer Wiederherstellung.
  • Besuch des Europäischen Parlaments und einiger weiteren EU-Institutionen in Brüssel.
  • Peter Jahr, Mitglied des Agrarausschusses des Europäischen Parlaments, Diskussion zu Kooperationsabsichten zwischen den Fachausschüssen des ukrainischen und des EU-Parlaments und Anregung einer engen Kooperation zum besseren Verständnis der EU-Integrationsprozesse.
  • Pekka Pesonen, Generalsekretär COPA/COGECA, Perspektiven der EU-Mitgliedschaft der Ukraine und Möglichkeiten der Entwicklung von ukrainischen Agrarfachverbänden sowie Kooperation mit der Dachorganisation COPA/COGECA für die Erarbeitung einer gemeinsamen Position für die Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume in der Ukraine auf EU-Ebene.
  • Marius Lazdinis, Vertreter DG Agri der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, und Serhii Tereshko, stellv. Leiter der Mission der Ukraine bei der Europäischen Union, Perspektiven der Ukraine im Prozess der europäischen Integration.
  • Dumitru Fornea, Mitglied der Fachgruppe Auswärtige Beziehungen und Andreas Thurner, Mitglied der Fachgruppe Landwirtschaft und Ländlicher Raum, Besuch und Diskussion Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA).
  • Albert & Helga Trimborn, Bauerngut Schiefelbusch, praktischer Besuch und Austausch zu aktuellen Herausforderungen in der Produktion und in der Agrarpolitik für die praktische Landwirtschaft sowie Beispiel für Diversifizierung.

Das weitere wiederum gemeinsam wahrgenommene Programm umfasste verschiedene Maßnahmen zum Thema Ländlicher Raum. Beim Rundgang durch Odendorf in Begleitung von Frau Angela Gilges, Bürgerverein Odendorf, haben sich die ukrainischen Teilnehmenden über die Umsetzung des lokalen LEADER-Vorhabens informiert und weitere Agrarunternehmen in der Region besucht. Dabei übernahm Jan Swoboda, Leiter des Referats "Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume" in der BLE, eine Vorstellung zum LEADER-Ansatz und den wichtigsten Grundsätzen.

Ein weiteres Gespräch fand in Gießen in der Vereinigten Hagelversicherung mit dem Thema „Klimawandel und Absicherung der Landwirte gegen witterungsbedingte Risiken“ sowie zu „Aktuelle Trends und Herausforderungen in der Hochschulausbildung und Forschung – Schwerpunkte Agrarpolitik, Handelspolitik und ländliche Entwicklung“ statt.

Die FIF endete mit einem Fachtermin im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz durchgeführt. Frau Susanna Karawanskij, Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, sowie Dr. Alexander Schmidtke, Geschäftsführer Thüringer Landgesellschaft mbH, nahmen an dem Gespräch teil worin Ansätze zur landwirtschaftlichen Beratung, die Struktur und die Aufgaben des Ministeriums sowie die die Aufgaben, Befugnisse und die Zuständigkeitsbereiche vorgestellt wurden.

Während der gesamten Reise diskutierten die Delegationsteilnehmenden u.a. intensiv die Instrumente für die Gestaltung und Umsetzung einer effizienten Politik zur Entwicklung der Landwirtschaft und ländlicher Räume, welche sich auf europäischer Ebene in der Praxis bewährt haben. Die europäische Integration der Ukraine zog sich wie ein roter Faden durch alle Maßnahmen, wobei die gesamte Gruppe sich immer wieder davon überzeugen konnte, dass der Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg gemäß den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung und unter Berücksichtigung des Kurses der Ukraine auf die europäische Integration erfolgen muss.

Quelle und Foto: APD; Datum: 09.12.2022

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