Arbeitsgruppe 1Am 30.08.2022 fand unter Mitwirkung des Projektes APD die zweite Sitzung der Arbeitsgruppe (AG) für Agrarhandelspolitik statt. Zur AG schlossen sich relevante Personen des Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, des Wirtschaftsministeriums, der Verbraucherschutzbehörde, der Agrarfachverbände, der Industrie- und Handelskammer sowie weiterer Organisationen an. Im Fokus des Austauschs standen die Auswirkungen der Abschaffung von Restriktionen im Agrarhandel zwischen der Ukraine und der EU.

Ein analytischer Überblick dazu wurde von Prof. Mykola Pugachov, Institut für Agrarökonomie, vorbereitet. Die Kommentare zu dieser Studie, unter Berücksichtigung europäischer Erfahrungen, wurden von Prof. Harald von Witzke, Humboldt Universität zu Berlin, präsentiert.

In seinem Beitrag machte Pugachov deutlich, dass die europäische Integration kontinuierlich vorangetrieben und weiterhin zu strategischen Prioritäten der Ukraine gehören soll. Er stellte Daten zur Dynamik der Ein- und Ausfuhren von Agrarprodukten im Handel mit der EU vor und verwies darauf, dass der Kreis der wichtigsten EU-Importländer für ukrainische Agrarprodukte, zu dem auch Deutschland gehört, sehr klein ist. Daneben gab er dem Gedanken Nachdruck, dass der EU-Markt, angesichts des aktuell geltenden Kriegszustands und der Blockade eines wesentlichen Teils von Logistikrouten, sich für ukrainische Agrarprodukte zu einem einzigen Absatzmarkt entwickelt hat. Die Liberalisierung des Handels ist ein produktiver Ansatz, der Transitexporte wesentlich erleichtern, Verwaltungskosten senken, Gewinne der Exportunternehmen steigern und zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit beitragen wird. Nach Auffassung des Experten werden ausgerechnet jene Unternehmen am meisten von Handelserleichterungen profitieren, die bisher ihre Güter (z.B. Honig, verarbeitete Tomaten, Säfte, Mehl, Malz, Weizenklebereiweiß, Zucker, Stärke, etc.) nur im Rahmen von festgesetzten Einfuhrkontingenten verkaufen konnten. „Die Liberalisierung kann als eine gewisse Art der vorausgreifenden Modellierung der EU-Mitgliedschaft für die Ukraine angesehen werden“, so Pugachov.

In seinem Kommentar ging von Witzke auf Änderungen in den internationalen Rahmenbedingungen für die Agrarwirtschaft und Agrarpolitik ein. Er machte deutlich, dass Agrarwirtschaften weltweit, einschließlich Ukraine und Deutschland, Teile eines globalen Agrarsystems sind. Auf die bestehende Situation wirken mehrere verschiedene Faktoren ein, daher muss sie komplex behandelt werden. „Die Ukraine hat ein großes Potenzial, um einen wesentlichen Beitrag zur Gewährleistung der weltweiten Lebensmittelsicherheit zu leisten“, so von Witzke. Die weitere Liberalisierung des Agrarhandels zwischen der EU und der Ukraine sei eine wichtige Voraussetzung für die weitere Verbesserung von Exportmöglichkeiten der Ukraine. Abschließend äußerte von Witzke den Gedanken, dass die Aufstockung von Lagerkapazitäten und der Ausbau einer alternativen Infrastruktur für den Außenhandel für die weitere erfolgreiche Agrarpolitik unentbehrlich sind. Dabei hob er hervor, dass es wichtig sei, den Bereich der staatlichen Agrarforschung zu entwickeln und in die Agrarwissenschaft zu investieren, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und mittel- sowie langfristige Ziele erfolgreich zu erreichen.

Bei der anschließenden Diskussion setzte sich die AG mit Entwicklungsperspektiven des Agrarhandels zwischen der Ukraine und der EU auseinander. Maria Yaroshko, Leiterin des APD-Projekts, hob hervor, dass dieser Themenkomplex weiterhin im Fokus der Gruppe liegt und kündigte weitere Analysen an, die in den kommenden AG-Sitzungen bis Ende des Jahres diskutiert werden sollen. Dazu gehören u.a. die Einwirkung von Klimabarrieren auf Agrarhandel, Ergebnisse der Befragung zur ukrainischen Agrarexport- und Importwirtschaft, weitere Entwicklung der Infrastruktur für Qualität und Sicherheit sowie Ergebnisse der Modellierung möglicher Entwicklungsoptionen in den Handelsbeziehungen zwischen der Ukraine und der EU.

Die Videoaufzeichnung der AG-Sitzung kann auf dem YouTube-Kanal des APD-Projekts eingesehen werden.

Quelle: APD; Foto: APD; Datum: 30.08.2022 

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