BVVGIm Rahmen der Vorlesungsreihe zum integrierten Land- und Wassermanagement fand am 18.05.2022 die Auftaktveranstaltung unter dem Titel „Prinzipien des integrierten Land- und Wassermanagements in zurückgewonnenen Gebieten der Ukraine“ statt.

Die online Vorlesungsreihe wurde offiziell von dem Rektor der Nationalen Universität für Wasserwirtschaft und Umweltmanagement in Riwne (NUWEE), Prof. Viktor Moshynskyi, eröffnet. In seinem Grußwort würdigte er den fachlichen Austausch zwischen der Ukraine und Deutschland und betonte vor dem Hintergrund der durch den Krieg erfolgten Schäden den praktischen Unterstützungsbedarf bei der Wiederherstellung von Meliorationsanlagen.

Prof. Vasiliy Turchenyuk, Leiter der Abteilung für Wassertechnik und Wasser an der NUWEE, erörterte in seinem Vortrag die aktuellen Herausforderungen bei der Nutzung von Land- und Wasserressourcen in den einzelnen Regionen der Ukraine. Meliorationsanlagen seien nicht in vollem Umfang in Stand gehalten worden. Unter anderem führte auch die Bodenreform der 90er Jahre, welche die Zuteilung von Bodenanteilen an einen breiten Personenkreis vorsah, dazu, dass die mit dem Grund und Boden verbundenen Meliorationsanlagen anteilig mit übertragen wurden, was zu unklaren Verantwortlichkeiten bezüglich des Erhalts der Anlagen führte. Durch den Krieg wurde das Problem zusätzlich verschärft, weil viele Anlagen durch die Kriegshandlungen zerstört wurden. Der Bedarf an einem intakten und effizienten Wasser- und Landmanagement sei jedoch laut Turchenyuk auch aufgrund des Klimawandels, der in der Ukraine besonders spürbar sei, enorm gestiegen. Zumal die Gefahr der Bodendegradation in den Schwarzerde-Regionen der Ukraine gravierende Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion nach sich ziehen würde. Die Instandhaltung, die Wiederherstellung sowie der Ausbau von Meliorationsanlagen würden deshalb laut Turchenyuk hoch auf der politischen Agenda des Landes stehen und große Investitionen erfordern. Das noch im Mai dieses Jahres in Kraft getretene Gesetz „Über Organisationen der Wassernutzer und die Förderung der Melioration“ sei ein wichtiger erster Schritt.

Prof. Olga Zhovtonog, Professorin für Wassermanagement an der NUWEE, stellte in ihrem Vortrag die methodischen Prinzipien des integrierten Land- und Wassermanagements sowie deren Anwendungsmöglichkeiten in der Ukraine vor. Ihr zufolge sei eine effiziente und nachhaltige ländliche Entwicklung nur in Kombinationen mit einer integrierten Planung zur Nutzung von Wasser- und Bodenressourcen und der Berücksichtigung von umwelt- und klimapolitischen Aspekten möglich. In diesem Kontext plädierte Zhovtonog dafür, die Bodennutzung immer im Zusammenhang mit der Wassernutzung zu denken und im Rahmen der integrierten Planung auf die Dialogbereitschaft und möglichst breite Stakeholder-Partizipation zu setzen. Internationale Erfahrungen, wie zum Beispiel zur Anwendung von Flurbereinigungsverfahren, sollten laut Zhovtonog, in der Ukraine stärker diskutiert und berücksichtigt werden. Gerade mit Blick auf die EU-Beitrittsperspektive sei es Notwendig, die Anpassung der Wasser- und Bodenpolitik an die aktuellen Erfordernisse möglichst rasch voranzutreiben.

Die Veranstaltung, an der ca. 50 Studentinnen und Studenten sowie Lehrkräfte aus verschiedenen Hochschulen der Ukraine teilnahmen, wurde organisierte vom Fachdialog Boden (FDB) des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialoges (APD) in Kooperation mit der Nationalen Universität für Wasserwirtschaft und Umweltmanagement in Riwne (mehr Informationen zur Universität: https://en.nuwm.edu.ua).

Quelle und Foto: FDB des APD; Datum: 18.05.2022

Загрузка... .