Online-Veranstaltung APD 1Am 13.04.2022 fand im Rahmen der Podiumsdiskussionsreihe „Wird die russische Invasion in der Ukraine in 2022 zu einer umfassenden Umwälzung der Agrar- und Lebensmittelmärkte führen?“ unter der Moderation des APD das 3. Webinar statt, das in Kooperation mit dem Leibniz Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO, Deutschland), der Kyiv School of Economics (KSE, Ukraine) und der Wageningen University & Research (WUR, Niederlanden) veranstaltet wurde.

Im Fokus dieser Veranstaltung stand das Thema „Änderungen in der Agrarpolitik der Ukraine – Chancen und Potenziale mitten im Krieg“, wobei verschiedene Visionen der weiteren Entwicklung der Agrarpolitik der Ukraine unter gegenwärtigen Bedingungen und in der Nachkriegszeit ausführlich diskutiert wurden.

In seinem Grußwort berichtete Leiter der Abteilung Internationale Politik im Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine (MAPE), Oleksiy Pinchuk, von den wichtigsten Änderungen in der ukrainischen Agrarpolitik, die vom MAPE seit Kriegsbeginn umgesetzt wurden. Herr Pinchuk wies unter anderem darauf hin, dass sein Ministerium sich in Kooperation mit der Regierung darauf konzentriert hat, möglichst einfache und günstige Bedingungen für die weitere Arbeit von Agrarunternehmen zu schaffen und die Durchführung der Frühlingssaat sowie die Nahrungssicherheit des Landes sicherzustellen.

StaatssekretärinIn ihrer Videobotschaft brachte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Ophelia Nick, das Verständnis ihres Landes für und die Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck. Sie hob die Bedeutung des deutschen Engagements bei der Versorgung der Ukraine mit Hilfsgütern deutscher Produzenten, Verarbeitungsunternehmen und des deutschen Einzelhandels hervor, in die sich u.a. das Projekt Agritrade (ATU) aktiv eingebracht hat, und würdigte den besonderen Stellenwert des APD-Projekts in dieser für die Ukraine so schwierigen Zeit. 

„Es droht eine Nahrungsmittelknappheit – sowohl in der Ukraine als auch in den Ländern, die von ukrainischen Getreidelieferungen abhängig sind. Deshalb ist schon jetzt klar, dass es zu großen Umwälzungen auf den lokalen und globalen Agrar- und Lebensmittelmärkten kommen wird. Wie diese genau aussehen werden, wissen wir nicht. Es ist aber wichtig, dass wir uns schon heute darüber verständigen, wie die ukrainische Landwirtschaft wieder gestärkt werden kann. Dass wir der Ukraine beim Wiederaufbau ihrer Landwirtschaft zur Seite stehen werden, ist selbstverständlich.“ stellte Frau Nick fest.

An der Online-Veranstaltung beteiligten sich über 170 Vertreter aus den Bereichen Agrarpolitik, staat­liche Verwaltung, ländliche Entwicklung, Bildung und Forschung sowie internationale und ukrainische Experten. Den Teilnehmern wurden zwei Expertenvorträge über notwendige Änderungen in der ukrainischen Agrarpolitik aus wissenschaftlicher und unternehmerischer Sicht vorgestellt. Diese wurden vorgelegt von Pavlo Koval, Direktor der Ukrainischen Agrarkonföderation und Mitglied der UNAF, sowie von Mykola Pugachov, stellvertretender Direktor des Instituts für Agrarökonomie.

Online-Veranstaltung APD 2In seinem Vortrag ging Herr Koval auf die Notwendigkeit ein, methodische Ansätze zum strategischen Management der Agrarpolitik u.a. durch Einrichtung eines Kompetenzzentrums für strategisches Management im Bereich der ukrainischen Agrarwirtschaft zu ändern. Krieg sei dabei kein Hindernis, eher umgekehrt. „Kontinuität und Nachhaltigkeit des strategischen Managements bieten die Möglichkeit, auf äußere Schockwirkungen in der Branche und im äußeren Umfeld flexibel zu reagieren. Dabei ist es kritisch wichtig, sich konzeptuell mit dem Zukunftsbild des ukrainischen Dorfs und der ukrainischen Agrarwirtschaft auseinanderzusetzen.“ betonte Herr Koval.

Herr Pugachov stellte fest, dass es in der Ukraine bedauerlicherweise keine einheitliche Meinung über die wichtigsten Prioritäten in der Agrarpolitik und kein normungsrechtliches Dokument gibt, in dem Prioritäten und Ziele der landwirtschaftlichen Entwicklung verankert wären. „Agrarpolitik mitten im Krieg verlangt eine operative Reaktion auf bestehende Herausforderungen. Die wichtigsten aktuellen Änderungen in der ukrainischen Agrarpolitik stellen eine angemessene Antwort des Staates auf Herausforderungen und die aktuelle Situation dar. Das Ministerium für Agrarpolitik wird seiner Aufgabe als Triebkraft der Reformen gerecht“, meinte der Experte. Herr Pugachov gab auch dem Gedanken Nachdruck, dass die Ukraine internationale Verpflichtungen übernommen hat, die eingelöst werden müssen. „Zur Realisierung der Änderungen in der Agrarpolitik ist eine einheitliche und konsolidierte Position der Agrarwirtschaft und der Regierung erforderlich im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Agrar­sektors sowie auf Wege und Mittel seiner Transformation“.

Der Podiumsdiskussion im weiteren Verlauf der Veranstaltung schlossen sich u.a. Olena Dadus, stellvertretende Direktorin der Abteilung für Agrarentwicklung im Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, Alfons Balmann, Direktor des IAMO, Oleg Nivievskyi, Vizepräsident für Ökonomische Ausbildung der Kyiv School of Economics, und Ihor Abramjuk, Entwicklungsdirektor des Allukrainischen Gemeindeverbandes, an.

Die Experten sprachen sich für die weitere Transformation der Agrarpolitik, u.a. mit Blick auf staatliche Förderung, weitere Internationalisierung und Stärkung der internationalen Partnerschaft, Suche nach alternativen logistischen Lösungen zur Wiederherstellung der Exporte sowie kritische Überprüfung der Rolle der Agrarwirtschaft in der ländlichen Entwicklung aus.

Online-Veranstaltung APD 3In seinem Schlusswort bedankte sich Herr Frank Müller, Agrar­attaché der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Ukraine, bei den Veranstaltern für die Vorbereitung dieses inhalts- und aufschlussreichen Online-Seminars und stellte die weitere Unterstützung der Botschaft in Aussicht. Herr Müller verwies auf die besondere Bedeutung der Ukraine für die inter­nationalen Agrarmärkte und äußerte die Hoffnung auf die bald­möglichste Wiederherstellung des Friedens, was die Ernährungssicherheit in der Ukraine und die Lebensmittelversorgung vieler auf ukrainische Agrarprodukte angewiesener Länder der Welt gewähr­leisten würde. Die Moderatorin der Veranstaltung und Interimsleiterin des APD-Projekts fasste zusammen, dass „sich die Agrarpolitik in der Ukraine aktuell ändert und diese Änderungen von der Zeit geboten sind. Daher besteht unsere Aufgabe darin, diese Chance zu nutzen und eine den neuen Herausforderungen angepasste und angemessene Agrarpolitik auf der Basis der Nachhaltigkeit zu entwickeln, bei der mit Erfolg auf internationale Expertise zurückgegriffen werden könnte, die vom APD-Projekt auch weiterhin gern zur Verfügung gestellt wird“.

Quelle: APD; Foto: APD; Datum: 13.04.2022

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