RundholzIm Rahmen einer Online-Veranstaltung zum Rundholzmoratorium in der Ukraine am 28.09.2020, stellte Prof. Dr. Dieter Kirschke, emeritierter Professor und ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Agrarpolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin, eine Studie zu den Auswirkungen des Rundholzexportverbots in der Ukraine vor. An der Konferenz nahmen ca. 20 Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung teil.

Taras Kachka, stellv. Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft griff in seinem Grußwort die Auswirkungen des Rundholzexportverbotes für die inländische Holzwirtschaft und -verarbeitung auf. Er betonte, dass bereits erste Gespräche mit Stakeholdern zu Handlungsoptionen geführt worden sind, um zukünftig wieder einen freien Handel mir Rundholz zu gewährleisten.

Nach wie vor gibt es in der Ukraine eine kontroverse Debatte zum Exportmoratorium für Rundholz, das seit dem 01.01.2016 (für Kiefernholz seit 01.01.2017) in Kraft ist. Die Studie von Kirschke sollte dazu dienen, eine wissenschaftliche Grundlage für die Debatte zu stärken und Markteffekte des Moratoriums zu quantifizieren. Kirschke hat für diese Fragestellung einen Modellansatz auf der Grundlage eines partiellen Marktmodells entwickelt. Im Ergebnis führt das Exportmoratorium für Rundholz zu folgenden Effekten (gegenüber Freihandel): Preisrückgang auf einheimischen Märkten von ca. 20 USD/t; Rückgang der Exporte von ca. 1,4 Mio. t und Rückgang der Exporteinnahmen von ca. 100 Mio. USD; Einkommensumverteilung von Produzenten (ca. 130 Mio. USD) und Regierung/Steuerzahler (ca. 14 Mio. USD) zugunsten der einheimischen „Konsumenten“ von Rundholz (ca. 140 Mio. USD), also der Holzverarbeitungsindustrie (Eigentümer, Manager, Arbeitskräfte) und der Endverbraucher von Holzprodukten; und Rückgang des Gesamteinkommens der ukrainischen Volkswirtschaft von ca. 5 Mio. USD.

Der Modellansatz ist implementiert in Excel und kann interaktiv für die Analyse weiterer Politikszenarien genutzt werden. Neben dem Freihandelsszenario werden die Konsequenzen einer Produktionssubvention sowie von Investitionsprogrammen zur Steigerung der Produktivität in der Holzproduktion und in der Holzverarbeitung untersucht. Es zeigt sich, dass solche Investitionsprogramme wie auch die Verbesserung der institutionellen Rahmenbedingungen auf dem Holzmarkt erhebliche Potentiale für die ökonomische Entwicklung haben und die negativen Effekte preispolitischer Markteingriffe - wie bei dem Exportmoratorium - vermeiden. Kirschke plädiert dafür, über solche Programme als Alternativen zum Exportmoratorium verstärkt nachzudenken und zu untersuchen. Der vorgelegte Modellansatz bietet sich als Grundlage an.

In der intensiven Diskussion wurden die Datengrundlage, die Funktionsweise des Modellansatzes und die Ergebnisse diskutiert. Vielfach wurde die Erwartung geäußert, dass die wissenschaftsbasierte Unterstützung politischer Entscheidungen auf der Grundlage solcher Modellansätze ausgebaut werden sollte. Kirschke hob hervor, dass die Studie und der Modellansatz als Grundlage für weitere Diskussionen und Analysen gedacht sind. Ziel ist es, methodengestützt und in Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern und Experten in der Ukraine, die Entscheidungsgrundlagen für die Holzmarktpolitik weiter zu verbessern.

Quelle: APD, Foto: flickr.com, Datum: 28.09.2020

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