NWIAm 12.08.2020 hatte der APD zu einer weiteren Sitzung der Arbeitsgruppe „Konzept zur Reform der staatlichen Forstverwaltung und -bewirtschaftung in der Ukraine“ eingeladen. Vertreter der Werchowna Rada, der SAW, des Zentralkomitees der Forstgewerkschaft und unabhängige Forstexperten waren der Einladung gefolgt. Das zuständige Ministerium für Umweltschutz und Naturressourcen (MUNR) war leider nicht anwesend.

Volker Sasse, Leiter des APD, betonte in seiner Begrüßung die Defizite im Bereich der staatlichen Rahmenbedingungen, u.a. in der Besteuerung und in der Forstverwaltung am Beispiel zu Genehmigungsverfahren für Sanitärhiebe. „Grundlage für alle Reformschritte ist die Anerkennung der Leistungen der staatlichen Forstwirtschaft und das Vertrauen der Gesellschaft. Hier hilft wohl nur noch mehr Transparenz aller Prozesse in der Forstwirtschaft und eine noch offensivere Öffentlichkeitsarbeit!“, sagte Sasse.

Hubert Braun, Experte des APD, präsentierte die „Konzeption für eine effiziente Verwaltung, Organisation und Finanzierung der staatlichen Waldwirtschaft in der Ukraine“, in welcher er Vorschläge zu strukturellen Fragen der staatlichen Forstwirtschaft vorlegte, konkrete Finanzierungsmöglichkeiten darstellte und auf moderne Verfahren der Kostenleistungsrechnung verwies. „Die Forstwirtschaft muss zunehmend Leistungen für die Gesellschaft erbringen. Dies erfordert u.a. objektive Daten über den Waldzustand und ein langfristiges Waldprogramm sowie eine entsprechende Finanzierung der Gemeinwohlleistungen der staatlichen Forstwirtschaft.“ Weiterhin sagte Braun: „Öffentliche Kampagnen über die Bedeutung von Wäldern und forstwirtschaftlichen Aktivitäten spielt eine bedeutende Rolle bei der Wahrnehmung bestimmter forstlicher Aktivitäten, für die Haushaltsmittel bereitgestellt werden sollten. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Deregulierung des Holzmarktes und die Aufhebung des Exportverbots für Rundholz – dies sind offensichtliche Voraussetzungen für effektive Marktbeziehungen. Das Verbot von Holzexporten spielt Exporteuren aus anderen Ländern, aber nicht den ukrainischen, in die Hände.“

Als ein erfolgreiches Beispiel der öffentlich-privaten Partnerschaft im Freistaat Sachsen dient das staatliche Programm zur Subventionierung des Kaufs von Forstmaschinen. Ebenso ist es empfehlenswert, in der Ukraine ein Investitionsprogramm "Wald" sowohl für die private Unternehmerschaft als auch für die staatliche Forstwirtschaft zu entwickeln. Die Errichtung eines effizienten Steuersystems, das eine nachhaltige, naturnahe staatliche Forstwirtschaft ermöglicht, ist eine wichtige Regierungsaufgabe.

Im Vergleich zu den Nachbarländern, ist das System zur Bekämpfung Waldschädlingen und Krankheiten in der Ukraine sehr ineffektiv. Bei der Ausbreitung von Borkenkäfern sollten keine zusätzlichen Bedingungen zur Ausbreitung geschaffen werden. Auch die Jagd muss Neustrukturiert werden. In Deutschland ist der Forstleiter für die Jagd auf dem jeweiligen Gebiet verantwortlich. Sogenannte Abschusspläne für staatliche Wälder sollten auf Waldschadensanalysen basieren. Eine effektive Waldbewirtschaftung erfordert die Entwicklung effizienter Strukturen – eine gezielte Waldverwaltung und die Konsolidierung der heutzutage bestehenden Unternehmen in der Ukraine zu großen wirtschaftlichen Einheiten können zu Effektivitätsgewinne beitragen. Die Möglichkeit, eine zentrale Einrichtung für die Forstverwaltung oder ein Kompetenzzentrum für Forstwirtschaft durch die Integration aller Bereiche zur Erbringung von Forstdienstleistungen einzurichten, sollte ebenfalls in Betracht gezogen werden. Zu den Faktoren, die in der modernen Gesellschaft eine entscheidende Rolle spielen, gehören die Schaffung eines effektiven Ausbildungssystems und die Förderung des Berufsnachwuchses sowie die Einführung eines modernen IT-basierten Forstverwaltungssystems“, schlussfolgerte Braun.

Der Leiter des Zentralkomitees der Forstgewerkschaft der Ukraine, Stepan Krivovyazy, betonte, dass die Vorschläge im Konzept von Braun auch die Produktions- und sozialen Aufgaben widerspiegeln, welche bei ausreichender Finanzierung bereits viel früher hätten umgesetzt werden können. Igor Budzinsky, Leiter der Forstabteilung bei der SAW, unterstützte die Vorschläge für eine weitere Zusammenarbeit am Konzept.

Mit Blick auf die weitere Unterstützung durch den APD, verwies Sasse auf die Arbeit von zwei Arbeitsgruppen des APD: (i) „Langfristiges Programm zur Entwicklung der Wälder der Ukraine bis 2050“ und (ii) „Konzept zur Reform der staatlichen Forstverwaltung und -bewirtschaftung in der Ukraine“, die vor allem deutsche bzw. europäische Erfahrungen für die Arbeit des MUNR in diesen beiden Bereichen bereitstellen sollen. Die Arbeitsgruppen sollen bis zum Ende der aktuellen Projektphase – bis Ende September 2020 – tagen und ihre Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit vorstellen.

Quelle: APD, Foto: flickr.com, Datum: 12.08.2020

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