fif-zr-x1Vom 11.- 15.11.2019 fand eine Fachinformationsfahrt (FIF) des APD zum Thema: „Reformen im Agrarsektor der Ukraine – Aktuelle Ergebnisse und Perspektiven“ nach Deutschland statt. Vertreter der Land-Union der Ukraine, der Ukrainischen Agrarkonföderation, der Agrar-Union der Ukraine nahmen an der FIF teil. 

Zu Beginn der Reise traf sich die ukrainische Delegation in der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Brakel. Frau Sabine Schwirschke, Arbeitsbereich Verwaltung und Grundstückswesen in Brakel, gab den FIF-Teilnehmern einen kurzen Einblick in den allgemeinen Bodenmarkt bzw. die Bodenmarktentwicklung in Nordrhein-Westfalen (NRW), in die Eigentümer- und Pachtstruktur sowie in die perspektivische Entwicklung des Bodenmarktes in NRW. „Aufgrund der hohen Konzentration von Betrieben mit Spezialkulturen sowie der Nähe zu Ballungszentren, sehen wir eine hohe Konkurrenz um Arbeitsplätze und um landwirtschaftliche Flächen. Dies schlägt sich im Kauf- und Pachtpreis von landwirtschaftlichen Grundstücken nieder“, sagte Schwirschke. 

fif-zr-x2Aufgrund einer Initiative von Vertretern der ukrainischen Agrarwirtschaft zur Einrichtung einer freiwilligen und wirtschaftsorientierten Zertifizierung im Agrar- und Lebensmittelbereich der Ukraine, besuchten die Teilnehmer der FIF die Deutsche-Landwirtschaftsgesellschaft e.V. (DLG), welche im Rahmen der „Agritechnica 2019“ in Hannover vertreten war. Herr Benedikt Bleile, Bereichsleiter Food II, stellte die DLG Testservice GmbH als führenden Dienstleister in der Qualitätssicherung und -förderung von Lebensmitteln vor. „Jährlich werden rund 30.000 Produkte – teilweise auch aus dem Ausland – geprüft, mit dem Ziel ein Qualitätssiegel der DLG zu erhalten.“, betonte Bleile. 

Nach einer Initialveranstaltung unter Beteiligung von Vertretern der Qualität und Sicherheit GmbH aus Bonn (QS) im vergangenen Juli in Kiew, wurde das Gespräch zu Zertifizierungsrichtlinien und zu spezifischen Checklisten im Rahmen der FIF fortgesetzt. Frau Melis, Internationale Beziehungen, Geschäftsentwicklung, QS-Wissenschaftsfonds bei der QS, bemerkte, dass sich QS sich in einem ständigen Entwicklungsprozess befindet. „Angefangen nach der BSE-Krise in Deutschland, entwickeln und bilden wir uns kontinuierlich weiter. Zum QS-Portfolio kommen regelmäßig neue Produkte und Maßnahmen hinzu. Dabei werden aber auch zusätzlich die bereits bestehenden Produktzertifizierungen systematisch und regelmäßig überarbeitet und an die neuen Anforderungen angepasst“, sagte Melis. Die anwesenden Experten waren sich einig, dass die QS-Zertifizierung - zusätzliche zu gesetzlichen Regelungen im Bereich der Lebensmittelsicherheit – eine vertrauensbildende Maßnahme darstellt. Beim Aufbau eines QS-angelehnten Zertifizierungssystems in der Ukraine, wären zunächst drei Schwerpunkte zu beachten: i) Auswahl eines Produktes, ii) Übernahme der Basismethodik zum entsprechenden Produkt, iii) Weiterbildung und Schulung von Kapazitäten und Experten in der Ukraine. Zunächst sollen einige QS-Basisdokumente vom APD übersetzt werden und den ukrainischen Experten zur weiteren Informationsbereitstellung bei der Etablierung eines privatwirtschaftlichen Zertifizierungssystems zur Verfügung gestellt werden.

Um sich mit der gesamten Systemkette vertraut zu machen, besuchte die FIF-Delegation auch die akkreditierte Zertifizierungsstelle ACG Agrar-Control GmbH in Krefeld, die u.a. nach Maßgaben von QS zertifiziert. Herr Stefan Jackenkroll, Geschäftsführer der ACG, bemerkte, dass die ACG Betriebe der Lebensmittelindustrie auf Einhaltung der Vorgaben überprüft. Der Einstieg in das QS-System wird durch neutral durchgeführte Betriebsaudits für alle Interessenten am Markt ermöglicht. „Die ACG beschäftigt selbständige und festangestellte Auditoren. Als Auditor muss man eine geeignete Qualifikation durch Studium oder Berufsausbildung in dem zu zertifizierenden Bereich nachweisen. Alle Auditoren unterliegen geregelten Qualifikationsmaßnahmen. Für die QS-Zertifizierung müssen Auditoren mindestens einmal jährlich geschult werden“, sagte Jackenkroll. 

Die FIF schloss mit dem Besuch der „Neurather Gärtner GbR“ in Grevenbroich, die ein Zusammenschluss von mehreren lokalen Gartenbaubetrieben zu einem nachhaltigen und zukunftsorientierten Gartenbauunternehmen ist, welcher mit einem hochmodernen Gewächshausmanagement den lokalen Lebensmitteleinzelhandel beliefert. „Um den lokalen Einzelhandel beliefern zu können, werden wir vom Markt nach der QS-Zertifizierung gefragt. Unser Anliegen ist es, den Anteil an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln in Deutschland zu erhöhen. Nur rund 10% des Angebotes im Gartenbaubereich kommt aus Deutschland. Für die bessere Vermarktung unserer Produkte sind wir neben der QS-Zertifizierung auch in einem sogenannten „Regionalfenster“ zertifiziert. Die QS-Zertifizierung geht weit über die eigentliche Produktion hinaus und prüft die gesamte Produktionsumgebung. Mithilfe von QS-Eigenkontrolldokumenten können wir uns regelmäßig an die aktuellen QS-Standards anpassen“, schilderte Herr Ludwig Zeitheim, Geschäftsführer der Neurather Gärtner GbR.

Die FIF war ein weiterer Anstoß dazu, dass sich die ukrainische Agrar- und Lebensmittelwirtschaft weiter konsolidiert und eigeninitiativ weitere Schritte zum Aufbau einer freiwilligen Zertifizierung einleitet.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum 18.11.2019

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